Was passiert eigentlich, wenn wir Zucker essen? Wie entsteht Heißhunger, was ist Insulin und wieso ist Zucker so schädlich? In diesem Beitrag findest du wertvolles Hintergrundwissen, welches dir hilft, die Zusammenhänge zwischen Krebs und Zucker besser zu verstehen.
Der Zuckerstoffwechsel
Starten wir doch gleich mit dem allgemeinen Zuckerstoffwechsel, unabhängig davon, ob der als weißer Kristallzucker in unser Blut kommt oder als Stärke in Getreide. Ich werde jetzt aber nicht auf die Eigenheiten von Fructose und anderen Zuckerarten und Zuckeralkohole eingehen. Das würde in diesem Beitrag den Rahmen sprengen.
Was passiert in unserem Körper, wenn wir Zucker essen?
Wenn wir Zucker essen steigt unser Blutzuckerspiegel. Das ist wohl den meisten klar. Doch was passiert dann mit dem Zucker im Blut?
Es braucht das Hormon Insulin, das wir von Diabetikern kennen. Bei denen kann die Bauchspeicheldrüse dieses Hormon nicht (mehr) ausreichend produzieren und sie müssen Insulin manuell spritzen. Insulin kann man sich wie ein Taxi vorstellen, das die einzelnen Zuckermoleküle zu ihren Zielorten – den Zellen – befördert. Die Zellen verwenden Zucker dann als Energieträger. Dabei brauchen aber nur unsere Gehirnzellen wirklich eine geringe (!) Menge Zucker in Form von Glucose, alle anderen Zellen könnten gut darauf verzichten. Nun kommt also der Zucker ins Blut, der Blutzuckerspiegel steigt und die Bauchspeicheldrüse schüttet Insulin aus, um den Zucker in die Zellen zu transportieren.
Wie reagiert der Blutzuckerspiegel?
Bei einem stabilen Blutzuckerspiegel ist immer ein wenig Insulin aktiv, um die Zellen konstant mit ein bisschen Zucker zu versorgen.
Wenn jetzt aber der Körper mit Zucker überschüttet wird, wie das mit einem Glas Cola, einem Stück Torte, einem Teller Spaghetti oder anderen Lebensmitteln der Fall ist, kann man sich das vorstellen wie bei einer Rushhour. Es sind plötzlich irrsinnig viele Zuckerteilchen da, die zu Zellen transportiert werden wollen. Ich habe da immer das Bild von Sex and the City oder anderen Filmen, die in New York spielen im Kopf. Wenn am Straßenrand die Leute den Taxis winken und ungeduldig auf die Uhr schauen.
Viele einzelne Zuckerteilchen am Straßenrand – äh, im Blut – verlangen dementsprechend viele Insulin-Taxis und die Bauchspeicheldrüse arbeitet auf Hochtouren. Angebot und Nachfrage. Der Insulinspiegel steigt, der Blutzuckerspiegel sinkt. Würde sie das nicht tun und der Blutzuckerspiegel bliebe (dauerhaft) so hoch, drohen allerlei Gefahren wie Gefäß- und Nervenschädigungen bis hin zum Koma (Stichwort Hyperglykämie).
Wie entsteht Heißhunger?
Wenn der ganze Zucker nun in die Zellen gebracht worden ist, sind die Straßen leer, aber noch viele Insulin-Taxis da. Das ist der Moment, wenn der Heißhunger kommt – so circa 15-20 Minuten nach der zuckerreichen Mahlzeit. Die Insulin-Taxis melden gewissermaßen an das Gehirn, dass sie auf Arbeit warten.
Geben wir dem Heißhunger nach, dann fängt der Kreislauf wieder von vorne an. Warten wir eine halbe Stunde ab, fahren die Insulin-Taxis zurück in die Bauchspeichel-Zentrale und der Blutzuckerspiegel kann sich langsam regulieren. (Die Regulierung funktioniert je besser, desto weniger Zuckerspitzen wir erleben.)
Daraus kann man schlussfolgern, dass ein einmaliges Sündigen kein Problem für den Körper ist. Der hat schon seine Strategien, damit umzugehen. Wenn das aber der Alltag ist und der Körper von einer Blutzucker-Rushhour in die nächste kommt, dann klingeln die Alarmglocken in vielen Bereichen des Körpers.
Ständig zu viel Zucker – ist das gesund?
Ein ständiger oder zumindest regelmäßig hoher Blutzuckerspiegel schädigt die Nerven (Sehnerven, Gehirnnerven, …), die Gefäßwände (Bluthochdruck) und nicht zuletzt die Zellen selbst. Eine weitere langfristige Gefahr ist die Insulinresistenz. Wenn Zellen ständig vollgepumpt werden mit Zucker, den sie in der Menge gar nicht verwerten können, machen sie irgendwann dicht und schützen sich durch die Flut an Zucker, indem sie dem Insulin-Taxi die Einfahrt verwehren.
Da beißt sich aber die Katze in den Schwanz. Durch eine Insulinresistenz haben wir erst recht einen zu hohen Blutzuckerspiegel, der Zucker kann ja nicht mehr gut abtransportiert werden. Gleichzeitig sind die Zellen unterzuckert, weil sie auch dann, wenn sie Zucker bräuchten, nicht mehr ausreichend aufnehmen können. Sie signalisieren dem Gehirn Hunger, vorrangig auf Süßes. Geben wir dem nach und ändern nichts an dem Teufelskreis, kommt früher oder später die Diagnose Diabetes Typ 2 – früher Altersdiabetes genannt, weil das eine typische Alterserscheinung war. Heutzutage mehren sich die Diagnosen bereits im Kindesalter.
Wird man doch Zucker übergewichtig?
Okay, das war jetzt schon einiges – worüber wir aber noch nicht gesprochen haben, ist das Übergewicht, das wir alle mit Zucker assoziieren. Wie hängt das damit zusammen?
Essen wir mehr Zucker, als wir in dem Moment brauchen, wandelt die Leber den Überschuss in Fett um. Das ist nicht gemein von ihr, sondern war in Zeiten vor unserem westlich geprägten Schlaraffenland und Überfluss überlebensnotwendig. Denn aus diesem Fett, kann die Leber in Zeiten, in denen keine Zuckeraufnahme passiert, wieder Zucker bilden. Somit sind die Zellen immer optimal mit der nötigen Zuckermenge versorgt und das Fett nie lange auf den Hüften.
Wenn nun aber dauernd ohnehin genug Zucker aufgenommen wird und der Blutzuckerspiegel eher zu hoch als zu niedrig ist, braucht die Leber nicht auf die Fettreserven zurückgreifen und sie bleiben und wachsen – und wachsen – und wachsen. Der Körper ist verzweifelt, weil er gar nicht mehr weiß, wo er noch Reserven anlegen soll. Diagnosen: Fettleber und Adipositas.
Fazit – was macht Zucker mit unserem Körper?
Fassen wir also noch einmal zusammen:
Ein ständiges zu viel an Zucker fördert Übergewicht, schädigt Nerven und Gefäße und führt langfristig zu einer Insulinresistenz bis hin zu Diabetes Typ 2. Ach ja und das Milieu im Darm, der pH-Wert in der Zwischenzellflüssigkeit und viele weitere Mechanismen werden durch Zucker außerdem negativ beeinflusst.
Doch dem ist immer noch nicht genug. Zucker wirkt stark entzündungsfördernd. Und jetzt kommen wir auch schon zum Kernthema dieses Blogs – dem Krebs. Krebs liebt Entzündungen, denn durch sie und die dadurch freigesetzten Wirkmechanismen kann er sich so richtig schön ausbreiten (den genauen Teufelskreis rund um die Entzündungen bei Krebs beschreibe ich in einem eigenen Artikel bald. Sobald online, wird er hier verlinkt). Zudem liebt Krebs auch Zucker an sich – ja, es ist wirklich seine Leibspeise.
Ist der Blutzuckerspiegel hoch, können die Krebszellen ordentlich schlemmen, Energie tanken und wachsen.
Und nach all der Theorie kommt jetzt eine Frage:
Ist dieser Genuss von Süßem oder auch der Genuss von Spaghetti, Pizza, Semmerln und Co. – der meist nach 5-10 Minuten sowieso schon wieder vorbei und vergessen ist – ist dieser kurze Genuss es wirklich wert all diese negativen Folgen in Kauf zu nehmen?
Mein Ansatz ist pragmatisch, das sage ich immer wieder. Ich würde nie dafür plädieren NIE mehr Pizza oder NIE mehr ein Stück Kuchen zu essen. Aber wenn, dann bitte ganz achtsam und bewusst. Es soll und darf gerne etwas Besonderes sein. Dann auch ohne Gewissensbisse oder Verurteilungen. Das ist doch völlig okay mal so richtig zu schlemmen.
Aber es soll nicht der Alltag sein. Nicht das Marmeladensemmerl morgens, die Nudeln mittags und das Abendbrot vor dem Schlafen gehen. Dazwischen noch ein Müsliriegel und ein Nachmittagskaffee mit einem Keks.
Das füttert den Krebs, aber nicht Dich.